Neue Konzepte, neue Ästhetik
Um CO2-Emmisionen am Bau deutlich zu reduzieren, sind die Wiederverwendung bestehender Materialien sowie die Nutzung nachwachsender Rohstoffe von der Planung über den Bau bis zum Nutzungsende angesagt. In Deutschland werden jährlich etwa 40.000 Gebäude zurückgebaut. Diese Baumaterialien können wir wiederverwenden. Wie lässt sich das bewerkstelligen und warum sind wir damit nicht schon weiter? Das Beispiel Belgien gibt darauf eine erste Antwort: Dort wird weniger reguliert als in Deutschland und viele kleine Händler bilden in diesem Bereich ein Netzwerk.
Selbst „klassische“ Baustoffe können Punkten, zum Beispiel Ziegel: ein langlebiger, aufwandsarm rückbaubarer Baustoff, der sich in Form von Ziegelmehl zum einen als Sekundärrohstoff, aber eben auch zur direkten Wiederverwendung als Klinker eignet. Der Fokus des Panels verschob sich von wiederverwendbaren Baustoffen zur Frage, wie und wo alte Elemente wiederverwendet werden können. Das Beispiel des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz in Berlin veranschaulichte, wie „umkodieren von Materialien in neue Kontexte“ funktionieren kann. Aus alten Parkhausträgern werden dort regularienkonforme Fassadenträger, die dem Gebäude zudem eine neue, überraschende Ästhetik verleihen.
Von ästhetischen ging es zu rechtlichen Aspekten: Wie kann man haftungsrechtliche Fragen klären, wie den Einsatz entsprechender Bauteile erleichtern? Das führte zu Beschaffung und Bereitstellung von gebrauchten Baumaterialien: den Weg vom Piloten zum Modell zu schaffen, das Konzept wirtschaftlich zu machen und für den breiten Einsatz zu skalieren. Den Weg dorthin könnte „eine lange Phase 0“ wie in Belgien ebnen. Dort wird zunächst geklärt, wie man ein Gebäude schafft, das lange wertgeschätzt wird, das lange funktioniert. Gedacht wird über das Material hinaus bis hin zum Menschen. Einen Bogen zurück zu zirkulären Materialströmen auf Gebäudeebene machte das Beispiel vom Abriss der Stadtbücherei Augsburg. Wiederverwertbare Bauelemente wurden identifiziert und verkauft. Soll solch ein Projekt CO2-neutral funktionieren, ist ein regionaler Kreislauf vonnöten. Es braucht ein enges Netz an Materialhubs.
Das Panel ist Teil des Themenfelds Kreislaufwirtschaft.