Wohnquartiere und Mischnutzungen
Mischung muss nicht nur zugelassen, sondern bewusst geplant werden. So brauchen die Innenstädte nach dem Rückzug des Handels eine Belebung durch Bildungseinrichtungen und Wohnungen. Die BauNVO und die TA Lärm setzen für Wohnen jedoch teils zu hohe Hürden. Auch die Belegung der Erdgeschosse mit Wohnungen oder bestenfalls sozialen Einrichtungen steht Mischung entgegen. Belebung gelingt nur, indem etwa Hobbyräume als Wohnnutzung definiert werden. Einzelhandel oder Gastronomie hingegen rechnen sich erst ab 10.000 Einwohnern im Einzugsgebiet. Erdgeschossnutzungen müssen deshalb aktiv gefördert werden. Zudem sind die Baukosten für Ladenflächen in Deutschland wegen diverser Auflagen hoch. Es stellt sich auch die Frage, ob ein Erdgeschoss mit Läden nicht eine überholte Vorstellung ist und Mischung viel mehr im öffentlichen Raum stattfinden muss.
Das Panel war dennoch einig, dass Wohnen, Arbeiten und produzierendes Kleingewerbe im gleichen Gebäude möglich sein sollten. Höhere Geschosshöhen würden generell für mehr Nutzungsflexibilität sorgen. Doch nicht nur muss Wohnen in gewerblich geprägten Innenstädten möglich sein, sondern andersrum sollten auch reine Wohngebiete zu gemischten Gebieten werden. Hier ist der Staat gefragt, seine Förderpolitik vom freistehenden Eigenheim zu lösen. So könnten Verkleinern, Aufteilen (baulich) oder Teilen (nutzend) von Wohnraum gefördert werden.
Die meisten Bedenken gegen Nachverdichtung betreffen den befürchteten Wegfall von Parkplätzen, Hundeauslaufflächen oder wichtiger Fixpunkte im Alltag, etwa eines beliebten Restaurants. Diese Fixpunkte in eine Planung zu integrieren, führt zu Akzeptanz von Neubauten (und Mischung). Soziale Mischung droht einerseits durch Gentrifizierung verloren zu gehen, wogegen mit aktiver Bodenpolitik angegangen werden sollte. Andererseits entstehen wieder Wohngebiete mit ausschließlich Sozialwohnungen. Um solche Entmischung zu verhindern, ist zuvorderst eine Debatte darüber nötig, zu wieviel Offenheit und Mischung wir bereit sind.
Das Panel ist Teil des Themenfelds Boden und Nutzung.