Innovation in Low- und Hightech
Die Teilnehmenden des Panels waren unterschiedlicher Meinung, ob Lowtech, Vereinfachung und Verzicht eine grundsätzliche Geisteshaltung beim zukunftsorientierten Bauen sein sollten. Statt von „Verzicht“ zu sprechen, so eine Position, sollte man Dinge stattdessen radikal und konsequent anders denken und machen, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Low- vs. Hightech im Bau ist generell eine hoch emotional geführte Debatte, wie die Anwesenden feststellten. Viele fordern ein Lowtech-Gebäude, aber niemand will ein Lowtech-Auto, Lowtech-Computer oder Lowtech-Smartphone. Lowtech ist nicht die Lösung für mehr Nachhaltigkeit, genauso wenig wie Nicht-Bauen eine Lösung wäre, so die eine Seite.
Auf der anderen Seite ist es an der Zeit, sich zu fragen, wie viel Hightech es in Gebäuden wirklich braucht. So bluten viele kleine Städte aus, weil sich niemand leisten kann, die alten, leerstehenden Gebäude nach den neuen Hightech-Ansprüchen umzubauen. Stattdessen braucht es eine Robustheit der Gebäude, damit diese lange Bestand haben. Als Beispiel für „Verzicht“ im positiven Sinne wurde das Projekt Wilmina genannt: ein altes Gerichtsgebäude und Frauengefängnis, das nun als Kulturraum und Hotel genutzt wird. Dabei verzichteten die Planenden bewusst auf einigen Komfort, wie Klimaanlagen und mehrere Fahrstühle, sodass die Qualität des Vorhandenen besonders hervortrat.
Daraus folgte: Low- und Hightech dürfen im Bau nicht als Dogmen betrachtet und gegeneinander ausgespielt werden. Sie lassen sich kombinieren, emotionslos und faktenbasiert, im Einzelfall abgewogen. Ein Zusammenspiel ergibt oft die beste Lösung. Deshalb sollten Studierende an den Hochschulen lernen, Auftraggeberinnen und Auftraggebern Dinge vorzuschlagen, die diese niemals bestellen würden, weil sie sie sich gar nicht vorstellen könnten. Planende wiederum müssen die Verantwortung für Nachhaltigkeit übernehmen. Im Planungsprozess können individuelle Lösungen gefunden werden, die auf überprüfbaren Fakten basierten statt auf Pauschalisierungen.
Das Panel ist Teil des Themenfelds Baustoffe und Technik.